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Was mir so durch den Kopf geht #4

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  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

 Vielseitigkeit, Flexibilität und das nötige Handwerkszeug

 

„Es gibt so vieles, was ich gerne lernen, erfahren und ausprobieren möchte ... aber festlegen?“

Diesen Satz habe ich in den letzten Jahren sehr oft gehört. Meist von jungen Menschen, die gerade auf den Weg ins Erwachsenenleben sind. Die ihre erste Ausbildung oder ihr Studium begonnen haben. Das ist grundlegend ein wirklich positives Ansinnen. Es zeugt von Offenheit, Lernbereitschaft und Neugier.

Was mir dabei aufgefallen ist: Dass es viele gibt, die diesen Weg nicht bis zu Ende gehen, die ihre begonnene Ausbildung mittendrin abbrechen oder notgedrungen nur „irgendwie“ zum Abschluss bringen. Meist haben sie sogar gleich wieder andere, neue Ideen, wollen diese ohne Wartezeit starten ... und sie auch dort nicht zu Ende bringen.

Klar, wenn das Feuer nicht brennt, dann macht das bestimmt Sinn. Und nichts ist schlimmer, als in einer Situation gefangen zu sein, die einen nicht befriedigt, die einen nicht glücklich macht und einem eher als schwere Bürde erscheint.

Aber ich beobachte auch, wie schon bei kleinsten Widerständen, Kritiken oder Hindernissen, die Flinte ins Korn geworfen wird. Es werden Alibis gesucht, die es rechtfertigen, vorzeitig  etwas hinzuschmeissen, Abstand zu nehmen und sich etwas Neues zu suchen. Interessanterweise wird es diesen Menschen immer wieder so gehen, dass sie bei der kleinsten Delle oder negativen Erfahrung die Segel streichen und sich neues Terrain suchen.

Und täglich grüßt das Murmeltier ...

Die wenigsten werden dabei wirklich etwas lernen oder sich weiterentwickeln.

 

Meiner Meinung und Lebenserfahrung nach muss man eine Sache bis in die Tiefe durchdrungen und erfahren, sich daran abgearbeitet haben, mit allen Höhenflügen und Enttäuschungen. Man zieht daraus seine Lehren, reflektiert und analysiert, was warum nicht funktioniert oder zum Gelingen geführt hat. Sich Kritik stellen, aber auch Erfolgsmomente zelebrieren und wissen (oder zumindest erahnen), was man erreicht hat und was eben noch nicht den Punkt der Erkenntnis erreicht hat.

Erst dann kann man von einem Fundament sprechen. Einer Basis auf der sich weiteres entwickeln und ausbauen lässt. Denn hat man einmal bestimmte Grundlagen verstanden und in sein Handeln und Denken integriert, lässt sich manch ein Grundsatz für andere Bereiche anwenden, erlaubt es einem schneller Zugang zu neuen Ideen, Konzepten oder Strukturen zu erhalten.

Dies erfordert aber Zeit, Durchhaltevermögen, Resilienz und auch ein gewisses Maß an Demut vor dem, was da vor einem steht. In meinem Tanzschaffen habe ich dies mit der Zeit (und ich spreche hier von fast Vierzig Jahren) auf vielen Ebenen immer miteindander verknüpfen können und dürfen. Ob ich nun das, was ich als Tänzer im täglichen Training erlebe, mit in mein eigenes Unterrichten eingebaut habe. Ob ich das, was ich in Proben mit anderen Choreografen oder in Aufführungen gesehen und erlebt habe, immer wieder analysiert und für meine eigene Kreativität aufbereitet und ausprobiert habe. Ich habe immer versucht, es zu durchdringen. Es bis zu einem gewissen Grad zu verstehen, oder zumindest mich ihm anzunähern. Um dann meinen eigenen Weg damit zu finden.

 

Nach der Veröffentlichung meines Romans gab es immer wieder die Frage: Was machst du nicht? Oder warum machst du so viele verschiedene Dinge? Der Tanz ist doch so komplex und nimmt so viel Raum, Energie und Zeit in deinem Leben ein?

Nun, es ist die Neugier, die mich antreibt. Neues zu entdecken, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und dabei immer wieder zu entdecken, dass ich mit den Grundlagen, die ich mir über die Jahre erarbeitet habe, auf einem soliden Fundament stehe.

Und doch muss jede Säule, jedes tragende Element neu gebaut werden. Und damit es auch in Zukunft trägt und ich mich darauf verlassen kann, eine starke und solide Bauweise benötigt.

 

Vielseitigkeit und Flexibilität um den Preis von Oberflächlichkeit, des schnellen Erfolges ohne das nötige Handwerkszeug zu besitzen, wird nie auf Dauer Bestand haben, sondern immer ein Kartenhaus sein, das beim nächsten Windstoß in sich zusammenbricht oder davon fliegt.

Alles braucht seine Zeit und den kontinuierlichen und stetigen Einsatz der eigenen Ressourcen. Geistig, körperlich und vor allem  emotional - mit allen Sinnen.

 

In diesem Sinne wünsche euch einen entspannten Frühlingssonntag.

 

Euer Jochen, herzlich

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