Was mir so durch den Kopf geht #3
- info555080
- vor 4 Tagen
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INSPIRATION und NEUSTART
Es ist Jahrzehnte her, da war ich ein riesiger Fan des Schriftstellers Hermann Hesse. Wie habe ich seine Bücher verschlungen: Narziss und Goldmund, Der Steppenwolf, Unterm Rad oder Siddharta. Diese ewige und essenzielle Suche nach dem Ich, nach dem möglichen Anfang und etwaigen Ende einer Zeitspanne, sei es das ganze Leben oder einzelne Abnschnitte des irdischen Daseins. Seine Art zu reflektieren und sich den Dingen zu stellen (oder auch nicht, sich eben zu verweigern) hat mich damals in meiner Erwachsen-Sein-Findung wie so viele andere Menschen beeinflußt, inspiriert und auf gedankliche Pfade gelenkt, die ich heute zwar nicht mehr ganz nachvollziehen kann (da zeitlich zu weit weg), aber ihren Nachklang weiterhin spüre und erkenne, sobald ich wieder auf Texte von ihm stoße.
Heute morgen fiel mir ein Satz seines Gedichtes „Stufen“ ein:
„... Und jedem Beginn wohnt ein Zauber inne ...“
Wie wahr. Es ist die Unschuld, dieses ungläubige Gefühl etwas zu beginnen, was nicht vorher bestimmmbar und nur bedingt planbar ist. Zu viele Kreuzungen, Abzweigungen, verschlungene Pfade oder scheinbare Schnellstrassen, die einem auf einer solchen Reise begegnen werden. Denn jeder Schritt in eine neue Richtung, in eine neues Kapitel, in einen Lebensabschnitt ist ein Schritt ins Ungewisse. Nur bedingt vorhersehbar und garantiert.
Ich habe mit einer neuen Romanidee begonnen. Das Exposé steht (fürs erste). Zahlreiche Vorarbeiten und Recherchen haben bereits stattgefunden. Die Struktur eher vage. Auf jeden Fall komplett anders als der aktuelle Roman „tanzen fallen fliegen“ oder mein Kinderbuch „Die Traumschläfer“ (das noch immer als beinahe fertiges Manuskript in meiner Schublade vor sich hinschmort, auf die längst fällige Überarbeitung wartet und ab und zu anklopft ...).
Eine Kurzgeschichte dient als Ausgangspunkt und ich habe lange gebraucht, um mich heranzuwagen, neues dazuzuschreiben. Hinzuzudichten.
Ich probiere aus. Es sind Fragmente. Roh. Manches bereits so auf den Punkt, dass ich fast etwas Angst bekomme, diesem Schreibstil und dem Kondensat nicht gerecht zu werden. In dieser Knappheit durchhalten zu können.
Und was macht das mit mir?
Diese „Angst“ etwas nicht auf den Punkt zu bringen, es nicht so formulieren und vermitteln zu können, dass es die Wirkung hat, die ich mir wünsche, breitet sich aus. Diese Angst gesteht einem nicht den Raum zu „Fehler“ zu machen. Ein Grund (von mehreren), warum ich mit dem Kunstturnen aufgehört und mit dem Tanzen begonnen habe; da die Punktrichter, die nach Regeln, Richtlinien und Massstäben urteilen und dort der Tanz, der mir die Freiheit gegeben hat, mich auszudrücken, meinen Weg zu finden. Natürlich gibt es zahlreiche handwerkliche Grundlagen und in manchen Fällen sogar Gesetzmäßigkeiten, wenn es um die hehre Bühnenkunst geht. Dennoch habe ich mich beim Tanzen immer sehr frei gefühlt und die Last der Perfektion und die Erwartungshaltungen meist abschütteln können.
Und das muss ich mir beim Schreiben auch eingestehen.
Machen. Hinsetzen. Schreiben.
So wie jetzt, hier bei diesem Newsletter. Ein morgendlicher Gedanke, der mich bewegt, in mir etwas aufwirbelt. Ein Zitat von Hermann Hesse und es beginnt zu sprudeln. Die Kreativität, die Inspiration, das Gefühl einfach zu sein und meinen Gedanken hinterherzuhängen, sie sogar auszuformulieren und anderen Menschen zu vermitteln. Vielleicht dem einen oder der anderen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und bei ihnen etwas anzuregen, auszulösen.
Gleichzeitig Berühren und Loslassen können. Ohne Erwartungen. Den Moment des Gestaltens geniessen. Sich entfalten und seinen Gedanken freien Lauf lassen.
Das Sortieren, das Handwerkliche darf später dazustossen.
In diesem Sinne, wünsche ich euch allen einen wunderbaren Sonntag und einen inspirierten und spannenden Start in die nächste Woche.
Euer Jochen, herzlichst
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